Dienstag, 17. März 2009

Von kaempfenden Kuehen und Geruechten

Zuerst mal eine Klarstellung. Eva ist natuerlich nicht schwanger. Sie sieht auf dem Bild nur so aus weil sie ihren Rucksack vorne untem dem Regenmantel traegt wegen dem galicischen Regens. Das ganze war als Scherz gedacht und wir haetten uns nicht gedacht das es so hohe Wellen schlaegt.

Unser letzter Blog ist schon wieder ein paar Tage her und inzwischen haben wir uns so eine course landaise live angeschaut. Und zwar am Sonntag in einem kleinen Ort (sehr kleinen Ort, kein Gasthaus oder Baecker aber eine fixe Stierkampfarena) namens Vielle Tursan. Hier fand der erste Bewerb der Saison statt. Wir hatten also echt Glueck sowas sehen zu koennen.

Der Bewerb startete um 16:30 und wir waren ein wenig frueher dort, weil knapp vorher die Parkplaetze sehr rar werden. Das gab uns Gelegenheit den Ort zu erkunden (dauerte nicht lange bei den 30 Haeusern) und uns dann in den Gemeindesaal zu begeben wo die Einheimischen einen oder mehrere Appertivs tranken. Das war schon eine schraege Sache weil nur Leute dort waren die sich kannten und keiner davon von weiter weg her kam. Egal, wir bestellten Bier gemischt mit Beeren- und eines mit Pfirsichsirup (ja das trinkt man hier und es schmeckt nicht schlecht) und mischten uns unters Volk. Das ganze muss man sich so vorstellen als wenn ein franzoeisches Touristenpaar zum poendorfer Bauernball geht samt Verstaendigungsschwierigkeiten. Also eher schraeg! Es waren auch schon alle Stierkaempfer samt Jury anwesend weil die spaeter ein Essen serviert bekamen. Aber zuerst noch ein paar Erklaerungen ueber die Course landaise:

Bei einer course landaise gibt es mehere Teilnehmer mit verschiedenen Aufgaben. Zunaechst gibt es die Ecarteurs (Ausweicher). Diese weichen den teilnehmenden Kuehen moeglichst knapp und kunstvoll aus und bekommen dafuer Punkte. Dann gibt es die Sauteurs (Springer) die ueber die angallopierende Kuh spingen muessen und das ebenfalls moeglichst knapp und kunstvoll. Dafuer bekommen sie ebenfalls Punkte. Dazu kommen noch ein paar Maenner die das Seil halten (an dem die Kuh befestigt ist damit sie sich nicht gaenzlich frei bewegen kann) und ein paar "Reizer" die die Kuehe vor dem Angriff reizen und sie auf den Teilnehmer ausrichten.

Zuerst kommt allerdings der Einzug der Musikkapelle in die Arena und dann der feierliche Einzug der Kaempfer. Diese haben aehnlich wie die spanischen Stierkaempfer eine bunte bestickte Jacke (kostet mehrere tausend Euro) an. Allerdings haben sie keine so bunten Hosen (zum Teil pink!?) wie die Spanier, sondern ihre Hosen sind schlicht weiss. In unserem Fall war bei den Ausweichern auch eine junge Frau dabei was sehr selten ist.

Die teilnehmenden Kuehe (nicht so nette Tiere wie bei uns sondern 300 bis 400 kg schwere Muskelpakete die am Schluss schon echt sauer sind) sind in unterschiedlichen kleinen Staellen mit Toren in die Arena untergebracht. Sie sind dort drinnen bereits mit einem Seil um die Hoerner angeseilt damit man sie nach dem Angriff (der unbehindert erfolgt) wieder kontrollieren kann.
Man oeffnet dann eines dieser Tore und die Kuh stuermt heraus. Der Kaempfer stellt sich in die Angriffsbahn und der Reizer reizt die Kuh und richtet sie auf den Kaempfer aus. Dann galoppiert das Tier los und der Ausweicher muss im letzten Moment ausweichen und zwar moeglichst kunstvoll mit genau definierten Figuren. Falls ein Springer dran ist springt er ueber die Kuh entweder gerade (Engelsflug), mit einem Salto oder seitlich. Eg gibt auch die Variante, dass er seine Fuesse vorher zusammenbindet und seine Schuhe in ein Barret steckt und dann gerade nach oben springt und wenn alles gut geht hinter der Kuh landet.

Es kommt dabei natuerlich oefters zu Verletzungen (vor allem bei den Ausweichern). Auch wenn die Spitzen der Hoerner duch Klebeband entschaerft werden sind 400 kg im Galopp trotzdem eine ernste Sache. Vor allem weil ein zu fruehes Ausweichen von der Kuh bemerkt wird und dann gibts Prellungen oder Brueche. Es kommt sogar alle paar Jahre zu Todesfaellen bei diesem Sport.

In unserem Bewerb war die junge Frau sehr gut (laut Kommentar das beste Ausweichmanoever des Bewerbs). Als sie es aber dann nocheinmal mit der selben Kuh versuchen wollte reagierte sie zu langsam oder die Kuh schneller. Jedenfalls stiess sie die Kuh zu Boden und trampelte sogar noch ueber sie hinweg. Das sah ziemlich boese aus. Allerdings duerfte sie sich bis auf ein paar Verstauchungen und einige grosse sicherlich schmerzhafte blaue Flecken nichts getan haben. Zur Siegerehrung humpelte sie schon wieder eigentstaendig.

Insgesamt war es eine sehr spannende Erfahrung fuer uns und gab uns einen Einblick in das richtige und unverfaelschte Leben des Landes. Wir haben hier einige sehr nette und ruhige Tage verbracht und viele sehr freundlich und hilfsbereite Menschen kennen gelernt. Morgen gehts wieder eine grosse Strecke weiter in den Norden. Hoffentlich bleibt uns das Wetter weiter gewogen.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Is jo sponnend, wenn ma in so an Nest is. Des is donn des echte Lebn, des ma siagt. Mia hom des a gmocht in Amerika.
Und wos kriagt donn da beste Stierkämpfa?